2. Bestände
Die Bestände der Bibliothek und des Museums bilden eine Einheit in dem Sinne, dass alle in der Bibliothek bearbeiteten Bücher dem Prinzip nach zu Ausstellungsstücke mutieren können, da ein Buch- und Druckmuseum in der Lage sein muss, sein Hauptdarstellungsobjekt, das Buch, unter allen denkbaren und möglichen Gesichtspunkten darzustellen und zu präsentieren.
Die ursprünglichen Bestände der Bibliothek und damit auch des Museums setzen sich einerseits aus Büchern der Abteilung Buch- und Druckwesen der Stadtbibliothek, andererseits aus privaten Schenkungen und Stiftungen im Zusammenhang mit der Gründung des Museums im Jahre 1900 zusammen.
Einzelnen Bürgern und deren Bürgersinn verdankt das Museum viele kleinere Schenkungen, die dem Museum mit der Überlassung eines oder mehreren Bücher ihre Verbundenheit beweisen wollten. Größere Bücherspenden oder gar die Überlassung ganzer Bibliotheken oder Buchsammlungen an das Museum und damit auch an die Bibliothek haben viel zu der Bekanntheit beigetragen, von der die Bibliothek und das Museum bis heute profitieren.
Bei den sogenannten Ausstellungsstücken, welche von der Bibliothek bearbeitet und dem Museum zu Ausstellungszwecken zur Verfügung stehen, lassen sich im Lauf der Jahre bedeutende Schenkungen und Vermächtnisse ausmachen.
So erhielt die Bibliothek Mitte der 30iger Jahre des 20. Jahrhunderts eine Sammlung von „Missionsdrucken“, 1954 vermachte der Mainzer Fabrikant Karl Theodor Wunderle dem Museum seine vollständige Sammlung von Drucken der Kelmscott-Press, 1962 konnte ein Teil der Buchsammlung des Frankfurter Schriftgießers und Schriftforschers Gustav Mori sowie Bestände der Sammlung Blanckertz übernommen werden. 1969 folgten Teile der Sammlung des Stuttgarter Verlegers Max Hettler, Anfang der 80iger Jahre Druckerzeugnisse aus der Zeit des Jugendstils und des Expressionismus aus der Sammlung Helmut Goedeckenmeyer, 1985 ostasiatische Drucke von Dr. Ulrich Kritter. In neuester Zeit (2001) ist das Werkarchiv von Werner Rebhuhn hinzugekommen.
In besonders hohem Masse und als Sammlungsschwerpunkte sind dazu noch die Inkunabeln, die Pressendrucke, Künstlerbücher und Schriftproben zu nennen.
Die Sekundärliteratur wurde und wird in hohem Maß aus eigener Kraft und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln des Etats erworben. Größere und kleinere Buchspenden haben viel dazu beigetragen, dass die wichtigste Literatur zu den Hauptsammelgebieten des Museums, der Druck-, Schrift- und Buchgeschichte vorhanden ist. Insbesondere muss in diesem Zusammenhang die Gutenberg-Gesellschaft genannt werden, durch deren finanziellen Unterstützung die Bibliothek über Jahre hinweg zusätzlich wichtige Literatur erwerben konnte.
Schriftproben
3. Besucher Service
Die Grundeinstellung der Bibliothek lautet, dass nur der Benutzer als Kunde und der Service für ihn die Existenz der Bibliothek rechtfertigt.
Die Besucher der Gutenberg-Bibliothek, deren gesamten Bestände jedem unentgeltlich zugänglich sind, setzen sich aus den verschiedensten Kreisen zusammen, als Fachbibliothek naturgemäß aber schon immer mehr vom Fachpublikum und damit dem Fachwissenschaftlern bedacht. Studenten, Lehrer, und Dozenten der hiesigen Universität oder der Mainzer Fachhochschule sind an erster Stelle zu nennen, gefolgt von nationalen und internationalen Forschern und „Freunden des Buches“, danach von allgemein oder an einem bestimmten Objekt interessiertem Publikum.
Schwerpunkt des Besucher Service ist die bestmögliche Bereitstellung der Kataloge und damit die Erschliessung der Bestände. Der Online Katalog, der bis Ende 2005 im Netz stehen wird, ist der wichtigste Baustein dabei. Dazu kommt noch die Katalogrecherche vor Ort, bei der jeder Besucher mit einer umfassenden und kompetenten Hilfe rechnen kann. Kopierservice auf Normalkopierer und Buchskänner, Mikrofichelesegerät und Opac Computer im Lesesaal runden das Bild ab.
Besondere Hilfestellungen werden auch durch die Beantwortung von Anfragen zu unseren Spezialgebieten oder die Herausgabe von Bildmaterial unserer Bestände gegeben. Selbst zeitlich kommt die Bibliothek dem Benutzer durch die Bereitstellung eines Dienstleistungsabends bis 19 Uhr 30 entgegen.
Für Professoren und deren Studierende gibt es die Möglichkeit, Seminare und Übungen in den Räumen der Bibliothek abzuhalten. Dabei stellen die Mitarbeiter nach Rücksprache mit den Kuratoren wertvolle Ausstellungsstücke von der alten Handschrift oder Urkunde, vom Frühdruck bis zu modernen Pressendrucke, Einbände oder Buchumschläge etc. den Professoren und Studenten zur Verfügung. Auch im richtigen Umgang mit wertvollen Beständen leisten wir gerne erste Hilfe.
4. Interne Buchbearbeitung
Seit der Gründungszeit haben sich bis Heute gültige Arbeitsprinzipien bzw. Unterscheidungen innerhalb der Bestände der Bibliothek erhalten, wie sie in den o.g. Punkten schon teilweise sichtbar geworden sind. So werden bis zum heutigen Tag die Buchbestände nach Fachbüchern, Zeitschriften etc., die der Information und wissenschaftlichen Arbeit dienen, als sogenannte Sekundär-literatur bezeichnet, denen auf der anderen Seite Ausstellungsstücke, welche in sich die Geschichte des Buches spiegeln, gegenüberstehen.
Die Bibliothek arbeitet Grundinformationen für das Museum und die Forschung auf, verwaltet und inventarisiert die Bestände in Zusammenarbeit mit den jeweilig zuständigen Kuratoren. Ohne die Bereitstellung eines Organisations- und Suchsystems zum Auffinden der Sammelbestände wäre eine produktive Museumsarbeit und die Organisation von Ausstellungen kaum denkbar. Die Bibliothek stellt somit gewissermaßen das Rückrat des Museums dar - denn ohne diese Arbeit "hinter den Kulissen" würde der Besucher des Museums vor einer anonymen Regalwand voller Büchern stehen.
In diesem Zusammenhang ist wichtig zu erkennen, dass die Aufnahme der Buchbestände nicht nur dem einer allgemeinen Bibliothek entspricht, sondern weit darüber hinausgehen muss. So werden die Bestände in einer eigens entwickelten Sachkartei, welche auf der Sacherschließung nach dem Mainzer Bibliothekar Eppelsheimer aufbaut, fein verschlüsselt. Aspekte wie die Typographie, der Einband, die Buchillustration etc. sind zu berücksichtigen, damit das Museum im Bedarfsfall auf diese Angaben zurückgreifen kann.
Andere Bestände wie z.B. die Inkunbeln und Frühdrucke oder die Einbände sind in verschiedenen, aber zusammenschliessbaren oder zusammengeschlosse-nen Datenbanken erfasst und recherchierbar.
Ökonomische Überlegungen spielen bei der internen Bearbeitung der Bestände eine große Rolle, damit die gestellten Aufgaben in einem wechselnden Umfeld zufriedenstellend gelöst werden können. Von der Bestellung der Bücher, der Inventarisierung und Aufnahme bis zur Sacherschliessung und dem Eingang ins Magazin wird mit möglichst geringstem Aufwand verfahren, ohne an der Qualität zu sparen. Dabei wird nicht nur auf die mittlerweile normalen Standards wie beispielsweise dem Herunterladen der Titel von anderen Bibliotheksdatenbanken aus dem Internet, oder dem Buchumlauf mit standardisierten Umlaufzetteln zurückgegriffen, sondern auch durch die Gestaltung eigener Programmelemente wie z.B. im Haus entwickelte Datenbanken, der Bilderverwaltung oder der Dokumentation und Archivierung auf der eigenen Webseite ein neuer Weg beschritten. Dieser wird letztendlich dem Benutzer der Bibliothek und dem Besucher des Museums helfen, sich die Informationen zu besorgen, die er für seine aktuelle Problemlösung oder sein pures Vergnügen benötigt.
5. Veröffentlichungen zu den Beständen
- Geck, Elisabeth: Die Gutenberg-Bibliothek. In: Allgemeine Zeitung Mainz, Beilage zum 500. Todestag Johannes Gutenbergs, 2. Februar 1968
- Halbey, Hans Adolf [u. a.]: Schrift, Druck, Buch im Gutenberg-Museum. Mainz 1985
- "Gutenberg-Bibliothek Mainz". Aus: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Hildesheim: Olms-Weidmann, Band 6 (1993), Seite 194-196.